Schicksale


Projekthäuser für zwei hilfsbedürftige Familien

Shelter, Obdachlos, Alleinerziehend,
© Fotos am

Endlich ein neues Zuhause ! Amrit Malli und seine Freunde haben ganze Arbeit geleistet. Für diese und eine andere Familie endete jetzt das Leben in Blechhütten. Diese Häuser, von Amrit konzipiert, sind erdbebensicher, verfügen über eine einfache Stromversorgung und können nach und nach isoliert und weiter ausgebaut werden.

Wie unser Projekthaus entsteht, sehen Sie rechts:


Auf Sand gebaut

Herbst `15: Der erste Blick ist schier unglaublich. Mehrere farbenfroh

und einladend wirkende Hotels stehen wie Mikadostangen nebeneinander, die gerade drohen, auseinanderzufallen. Die Gebäude sehen unversehrt aus, doch der sandige Boden hat sie kippen lassen.

Die Rede ist von Chisapani, einer kleinen, bei den Wanderern sehr populäre Ortschaft am nördlichen Ausgang des Shivapuri Nagarjun Nationalparks. Die modernen Gebäude zeugen davor, dass hier vormals viele Trekker einen Nacht verblieben, bevor sie weiter ins Helambu und den Langtang Nationalpark weiterzogen. Doch die Erdbeben haben die Ortschaft zerstört. In Chisapani treffen wir auf Bisnu Chirsi. Auch er betrieb dort mit seiner Frau eine gutgehende Lodge. Er schildert uns seine Geschichte. Gemeinsam mit seiner Frau saß er mittags vor seiner Lodge (Foto), als das Beben losbrach. Sie hatten Glück im Unglück: Ihre dreigeschossige Lodge kippte in wenigen Sekunden komplett nach hinten weg, so dass beide überlebten. Im Ort habe es insgesamt 5 Tote gegeben, allesamt Nepalesen. Die Trekker hatten am Morgen die Hotels verlassen. Bisnu erzählt uns, dass die Besitzer der großen, zerstörten Hotels wieder zurück nach Kathmandu gegangen sind, keiner weiß, was aus den Gebäuden werden wird. Mit Freunden hat Bisnu mittlerweile ein paar Holzbaracken für vorbeiziehenden Wanderer errichtet – es muss irgendwie weiter gehen. Wir überzeugen uns: Die Räume sind tatsächlich angenehm wohnlich – und natürlich erdbebensicher. Das Ehepaar und einer (neugierige) Nachbarin freuen sich über ein paar kleine Geschenke. (© Fotos: ms)


Schicksal eines Lodgebetreibers

Herbst `15: Beim Abstieg aus dem Langtang – Nationalpark Richtung Melamchi trafen Manoj, Mitglied unseres Partnervereins „Ujyalo Nepal“ und ich während unserer Trekkingtour mitten durch das Erdbebengebiet im Helambu in der Ortschaft Gengul auf Kasi Lama. Das mitten in Reisfeldern gelegene Dorf lädt jeden vorbeiziehenden Trekker auf einen Tee und eine entspannte Rast in dieser herrlichen Landschaft ein, um die Ruhe und Gemütlichkeit der Natur zu genießen. Dort kehren wir bei Kasi Lama ein – ein freundlicher, älterer Herr, dessen Lodge augenscheinlich durch die Erdbeben zerstört worden ist. Kasi erzählt uns seine Geschichte: Bis zum Erdbeben betriebt er dort eine gutgehende Lodge, hatte viele Stammkunden und verfügte über geregelte Einnahmen. Davon konnte er recht ordentlich gemeinsam mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern leben. Doch dann geschah das Unglück: Bei den Erdbeben verlor er seine Frau und eine Tochter, seine Lodge wurde völlig zerstört. Etwas Hilfe fand er bei Freunden, die ihm halfen, die Trümmer seines Hauses zu beseitigen. Auch bedingt durch eine körperliche Behinderung ist er heute, rund 6 Monate nach denen Beben, selbst nicht in der Lage, seinen Betrieb wieder aufzubauen und zu betreiben. Von der Regierung hat er bis heute 1.500 Rupien (rund 15 Euro) erhalten. Die kleinen Landwirtschaft, die er nun betreibt, wird ihm dauerhaft seinen Lebensunterhalt nicht sichern können. Kasi hofft, in Zukunft den Wanderern seine Wiese zum Campen zur Verfügung stellen und sie mit einfachen Gerichten versorgen zu können. Er wünscht sich, dass wieder viele Menschen ins traumhaft schöne Helambu zurück kommen. Im Jahr 2001 war Kasi Lama für rund 2 Monate in Deutschland. Als Erinnerungsstück und trägt er täglich mit Stolz einen Schal des Deutschen Fußballbundes.

Text: ms

© Fotos ms
© Fotos ms

Die andere Seite der Ausbeutung


Frühj `15: Etwas unscheinbar wirkt die Wellblechhütte direkt neben dem hohen, vom Erdbeben beschädigten Haus. Es hat den Anschein, als handele es sich bei dem Wellblechschober um die Stallung für die Tiere eines landwirtschaftlichen Hofes. Die Realität jedoch ist anders, schlimmer: Der jungen Frau konnte zwar unter den Wellblechen zumindest vorübergehend eine provisorische Bleibe errichtet werden, um dort den Winter zu verbringen. Doch dann warten riesige Herausforderungen auf sie: Ein neues, erdbebensicheres Haus muss her und die teils erheblich zerstörten Felder müssen wieder hergerichtet werden, um sie im nächsten Jahr bestellen zu können. Ihr Mann steht ihr nicht zur Verfügung, da er sich als Wanderarbeiter in der Golfregion befindet. Um sich dem Unglück entgegenzu-stemmen, bringen die Frauen ihre Kinder zu Verwandten und Freunden nach Kathmandu und in andere Städte, da eine Beaufsichtigung und Erziehung "zu Hause" nicht möglich ist. 

Zerstörung, Hoffnungslosigkeit, Wanderarbeiter, Alleinstehend
© Fotos jb

Der Lebensalltag dieser Frauen ist derzeit von harter Arbeit gekennzeichnet, ohne realistische Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Die Frau, die Johannes Börger besucht, steht derzeit stellvertretend für sehr viele in Nepal, denen ihre "Männer fehlen". Das Groteske: Folgt man der Medienberichterstattung über die Ausbeutung nepalesischer Wanderarbeiter in der Golfregion, so wird man bezweifeln müssen, dass sich die Hoffnungen der nepalesischen Frauen erfüllen werden, wenn ihre Männer heimkehren. Sie wurden nicht nur Opfer der Erdbeben, sondern auch Opfer der Ausbeutung ihrer Männer im Ausland. Das ist die andere Seite der Ausbeutung, ein weiterer Schritt in der Spirale der Armut. 


Alleinerziehend in den Bergen

Frühj `15: Diese junge Witwe hat vor einen halben Jahr ihren Mann verloren. Er war von einer Klippe gestürzt. Jetzt hat das Erdbeben ihr Haus zerstört. Mit ihrem kleinen Kind steht sie vor den Trümmern ihrer Existenz. Eine kleine Hütte aus Ästen mit einer Plane (im Hintergrund unseres Fotos) hat sie sich notdürftig gebaut. Als unser Helferteam in ihr abgelegenes Dorf kommt, keimt zum ersten Mal wieder Hoffnung auf. Unsere Helfer haben auch ihr eine feste Unterkunft gebaut. So wird sie mit ihrem Kind hoffentlich den Monsun überstehen können. (ge)

© nk
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Am Straßenrand

© jb
© jb

Früj. `15:  Auf dem Weg nach Barabise trafen wir auf einen älteren Mann, der am Straßenrand bereits seit einigen Wochen unter Planen hauste. Nach dem Beben hatte er sowohl sein Haus als auch seine Arbeit als Träger verloren. Beim Errichten einer Notbehausung half er tatkräftig mit. (ms)

 


GARKI GAUN

Freude über unseren "Prototypen"

Herbst `15: Noch etwas unwirklich schaut die Familie, als sie "ihr" neues Haus  im Rohbauzustand besichtigen kann. Es ist erdbebensicher gebaut, von außen mit stabilen, wasserdichten und feuerfesten Platten versehen. Nun kann die Familie das Haus weiter ausbauen. Insbesondere ist es erforderlich, ihr neues Heim vor der monatelang dauernden Kälte zu schützen. Der Winter ist nicht mehr weit. (ms)

© jb
© jb

Frühj. `15: Diese ältere Frau lebte mit ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn in einem Haus in Garki Gaun. Seitdem es durch das Erdbeben völlig zerstört wurde, suchen sie Schutz in provisorischen Wellblechhütten. Sie gewährten uns Einblick und möchten ihre Not nicht verbergen. (ms)

© ng
© ng

Frühj. `15: Durch einen Taxifahrer wurden wir auf diese arme Familie in Sikhapur aufmerksam gemacht. Die ältere Frau bewirtschaftet gemeinsam mit ihrer Schwiegertochter ein wenig Land. Ihr Sohn ist krank und nicht arbeitsfähig. Damit fehlt es der Familie an einer gesicherten Einnahmequelle. Die notdürftige Unterkunft soll im Herbst durch ein neues, stabiles Haus ersetzt werden. (ms)

Ohne Einnahmequelle


Blinder Mann mit Hund

© jb
© jb

Frühj. `15: Es war purer Zufall, dass unser Team auf den älteren Herrn stieß. Das Erdbeben hatte seine Haus zerstört, ein Wiederaufbau war ihm auf Grund seiner Blindheit nicht möglich. Bei den Dorfbewohnern erbettelte er sich ein paar Lebensmittel. Unterschlupf fand er in einem notdürftig zusammengesteckten Zelt aus Planen, die Ruine seines Hauses konnte ihm keine Unterkunft mehr bieten. Angesichts des Monsuns und des drohenden Winters kam die Hilfe noch rechtzeitig. Die Dorfbewohner konnten - unter der Leitung des Schuldirektors - bewegt werden, ihm bei der Errichtung eine neuen Hauses zu helfen. (ms)